Landwirtschaft, Handel, Prostitution
Das Internationale Frauenzentrum Bonn führte im Rahmen der laufenden Ausstellung „Dogon – Weltkulturerbe aus Afrika“ am 22. Januar 2012 im Migrapolis in Bonn eine Veranstaltung durch, die sich mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in Mali auseinandersetzte.
Mali gilt im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern als Erfolgsmodell hinsichtlich seines Demokratisierungsprozesses und der Schaffung regionaler Strukturen der Mitentscheidung und Mitbestimmung durch die Bevölkerung. Der Frage, ob dieser Erfolg aber auch gleichermaßen die Situation von Frauen miteinschließe, wollte die Podiumsdiskussion nachgehen.
Zur Veranstaltung fanden sich im Migrapolis insgesamt 66 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein.
Nach einer Begrüßungsrede durch die erste Vorsitzende des ifz, Noushin Shojaei, und einer kurzen Einführung durch Jutta Lutz-Kadereit, ebenfalls Mitglied des Vorstands des ifz, stellte Sibylle Loyeau vom Eine-Welt-Netz-NRW das Land Mali unter geographischen, ökologischen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten vor. So ist Mali weiterhin von großer Armut geprägt, verfüge aber über wirtschaftliche Potenziale, die es zu nutzen gilt. Frauen finden nur schwer Zugang zu Bildung, die Alphabetisierungsrate liege gerade einmal bei 25%.
Den Zusammenhang zwischen der Produktion von Baumwolle und den bestehenden Geschlechterverhältnissen erläuterte Dr. Christina Alff, Trainerin für Gender Equality. Sie hob in ihrem Vortrag die negativen Folgen von Agrarsubventionen auf dem Weltmarkt hervor, die die Preise für Baumwolle künstlich senken und somit die Existenz und Lebensgrundlagen der malischen Bauern und Bäuerinnen bedrohen. Gerade aber das durch die Produktion von Baumwolle selbst erwirtschaftete Einkommen spiele für die Selbstbestimmung der Frauen, die traditionell oft über eigenes Land und Nutzungsrechte verfügen, eine wichtige Rolle und stärke ihre Position innerhalb der Familie und in der Gesellschaft.
Heidi Thiemann von der Agentur Internationale Kommunikation stellte eine soziale Einrichtung vor, die Prostituierte selbst aufgebaut haben, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern und über ihre Rechte, HIV, Hygiene- und Gesundheitsfragen aufzuklären.
Der Marie-Schlei-Verein fördert ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit der einheimischen Organisation Gruppe Nature Hamdallaye in einem kleinen Dorf durchgeführt wird. Hier lernen 63 Frauen, eine eigene Tierzucht aufzubauen, um ihre Existenz zu sichern und die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern. Die Referentin Gabriele Albert-Trappe berichtete vom Verlauf und den Fortschritten des Projektes, das dieses Jahr noch abgeschlossen wird.
Während der anschließenden Diskussionsrunde wurde die Frage gestellt, wie wir als Konsumenten der westlichen Industrienationen zu faireren Bedingungen auf dem Baumwollmarkt beitragen könnten, aber auch die bestehenden Rollenverhältnisse zwischen Mann und Frau sowie der Umgang mit HIV sorgten für Diskussionsthemen. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer ergriffen die Gelegenheit, um von ihren eigenen Eindrücken, die sie während ihrer Reisen durch das sehr gastfreundliche Land Mali sammeln konnten, zu berichten.
Dokumentation Frauenarbeit in Mali
Fotogalerie „Frauenarbeit in Mali“